Hier bekommt jeder seine eigene Spur

Skitouren im Rondane Nationalpark in Norwegen

von Steffen Müller

Baumfreie Skigipfel soweit das Auge reicht, die Sonne scheint, die Bedingungen sind perfekt - und weit und breit ist keineMenschenseele zu sehen. Der Blick reicht gefühlt unendlich über von Gletschern geschliffene Berge und entlang des breiten Flusslaufes. Eine Skitour im Rondane Nationalpark in Norwegen ist ein unvergleichliches Erlebnis.

Dabei ist die Region 200 Kilometer nördlich von Osloin Sachen Skitouren eigentlich noch geheimer als ein Geheimtipp. Es brauchte ein norwegisch-deutsches Hoteliers-Paar, einen aufgeschlossenen Tübinger Bergführer und einige Zufälle, bis die Region um den Rondeslottet (2178 Meter) die ersten deutschen und wahrscheinlichdie ersten alpinen Skitourengeher überhaupt begrüßen durfte. Tourenvorschläge, detaillierte Führer oder gar bewirtschaftete Hütten auf dem Berg gibt es hier genausowenig wie einen Lawinenlagebericht. Eineganz besondere Herausforderung für Wolfgang Huhn, der alle Routen komplett neu planen musste. Einzige Anhaltspunkte sind eine detaillierte topographischeKarte, eine Menge Erfahrung und ein erster Besuch im Herbst - mit dem Mountainbike: "Wir mussten erst mal schauen, ob sich das hier zum Tourengehen eignet", sagt der geschäftsführende Gesellschafterder Alpinschule Bergfühlung aus Tübingen. Es eignet sich - und wie.

Urgemütliche Unterkunft

Die Norwegerin Cecilie Margit Bjercke (57) und ihr Partner Christoph Habert (59), ein waschechter Hesse, hatten nichts anderes erwartet. Das Paar erfüllte sich im Nationalpark einen Traum. Im Rondane Gjestegard Hotel kümmern sich die beiden liebevoll um ihre Gäste, zaubern traumhafte Gerichte, warten nachmittags nach anstrengenden Touren mit einer Stärkung auf, organisieren Ausflüge und stellen bei Bedarf auch mal ihren Geländewagen zur Verfügung. Da das Hotel mit seinen urgemütlichen Hütten - alle mit offenem Kamin - weit ab vom Schuss liegt, sind immer Ideen gefragt, um die Gäste ins nordische Paradies zu locken. So kam über ein paar Ecken auchder Kontakt zur Bergfühlung zustande: "Die Chemiehat gleich gestimmt", sagt Wolfgang Huhn, "und die Gegend ist perfekt für unsere Unternehmungen."

Die Küche von Cecilie Bjercke ist norwegisch, deutsch und schweizerisch inspiriert und schmeckt vorzüglich. Die Chefin lebte viele Jahre in Deutschland und in der Schweiz. So profitieren sowohl die Gäste wie auch die Hotelbesitzervon der bisher eher exotischen Sportart in Rondane: "Die Region ist traumhaft aber in Deutschland kaum bekannt. Selbst in Norwegen ist meines Wissens bisher niemand auf die Idee gekommen, hier mit Alpinski abzufahren, obwohl die Berge mit ihren weiten Hängen optimal sind", sagt Christoph Habert.

Die Tatsache, dass der Rondane Nationalpark, der älteste Norwegens, bisher nicht als Skitourenrevier bekannt ist hat den Vorteil, dass die Tourengeher die weiten Hänge fürsich allein haben - zumindest was Zweibeiner betrifft. Rentiere, Moschusochsen, Elche oder auch Vielfraße können einem in der der offenen Gebirgslandschaft durchaus begegnen. Auch eine kleine Population an Braunbären gibt es.

Ein breites Grinsen

Die Touren selbst unterscheiden sich von denen inden Alpen vor allem dadurch, dass es meist erst mal relativ flach losgeht. Die Strecke von der Straße bis zum Fuß der Berge muss man sich erarbeiten. Die Landschaft entschädigt für die erhöhte Gefahr, sich lästige Blasen zu laufen. Selbst in den höheren Lagen finden sich selten schroffe Abbrüche, einzig die zahlreichen Canyons können hin und wieder für unerwartete Umwege sorgen. Die Bergflanken, wie beispielsweise die des Gravskard-Högda (1767 Meter) warten mit idealem Gefälle auf. Durch das Fehlen der Bäume und die ebenmäßig Form der Gipfel sind die Berge im Rondane Nationalpark allerdings windanfällig. Im März 2014 meint es das Wetter aber gut mit den Exoten aus dem Süden.

Relativ hohe Temperaturen und Sonne satt sorgen für traumhafte Bedingungen. Traumhaft sind auch die Abfahrten über die weiten Hänge - selbst ohne Neuschnee, obwohl manchmal ein Stück Heimat dabei ist: Allgäuer Plattenpowder - also Bruchharsch. Der ist aber die absolute Ausnahme. In den tieferen Lagen geht es durch lichte Wälder meist im Firn. Im Tal steht allen ein breites Grinsen im Gesicht - und im Rondane Gjestegard Hotel wartet schon der nächste Leckerbissen.

Infos

Mehr unter www.bergfuehlung.de im Internet. Alles zum Rondane Gjestagard Hotel gibt es unter www.hotelrondane.de

 

Der Norwegen-Blog: demnächst hier auf www.abenteuer-alpen.eu

Abenteuer-Alpen-Mitarbeiterin Saskia Drechsel hat genug vom bisher viel zu warmen Winter in Mitteleuropa und geht in Sachen Schnee auf Nummer sicher. Die Studentin aus Sindelfingen macht sich auf den Weg in den hohen Norden - natürlich nicht nur zum Studieren. Sie wird auf der Suche nach Polarlichtern in klirrend kalten Nächten im Zelt zu übernachten, wagt sich auf Skitouren und geht der Leidenschaft der Norweger fürs Langlaufen auf den Grund.