Zwischen Klippen und Atlantikwellen

Fernwandern auf Portugals Fischerweg - vier Tage Trekking mit Meerblick

von Hannah Lemke, Madita Lemke

Wer sich nach einem Wanderabenteuer mit Wellenrauschen, einsamen Buchten, spektakulären Klippen und malerischen Küstenstädtchen sehnt, der ist auf dem Fischerweg, der Rota Vicentina, entlang der portugiesischen Atlantikküste genau richtig.
Der Fischerweg ist Teil des Wanderwegenetzwerks der Rota Vicentina und verläuft in 13 Etappen über 226 km von São Torpes nach Lagos. Sandige Pfade führen über Klippen und Strände sowie durch Dünen und Küstenwald. Begleitet wird man dabei von atemberaubenden Ausblicken auf den Atlantik, skurrilen Felsformationen und wilder Küstenvegetation. Den beliebtesten Abschnitt des Weges stellen die vier Etappen zwischen Porto Covo und Odeceixe dar, welcher 75 km umfasst.
Im Oktober 2022 haben wir – Hannah, Madita und Trent – vier Tage auf diesem Abschnitt des Weges verbracht. Frühjahr und Herbst eignen sich am besten für die Wanderung, da der Hochsommer in der Regel von Hitze und der Winter von Regen geprägt ist.
Das Abenteuer beginnt bereits vor der Wanderung – Porto Covo, ein kleines Küstenstädtchen – ist nicht mit dem Flugzeug zu erreichen. Wir starten unsere Reise daher in Faro, der Hauptstadt der Algarve. Von dort aus (alternativ auch von Lissabon) besteht eine Busverbindung nach Porto Covo. Rede Expressos ist das portugiesische Äquivalent zu Flixbus und ist die günstigste Option, um nach Porto Covo zu gelangen. Nach knapp sechs Stunden Busfahrt durch das ländliche Portugal und zweimal Umsteigen erreichen wir den Startpunkt der Wanderung. Bevor wir uns auf den Wanderweg begeben, verbringen wir die erste Nacht auf einem Campingplatz in Porto Covo.
Wir sind mit Zelt unterwegs, aber die Orte entlang des Weges bieten auch Jugendherbergen, Hotels und andere Ferienunterkünfte für jedes Budget und Komfortlevel. Campen kann man allerdings nur auf offiziellen Campingplätzen, denn der Fischerweg verläuft durch einen Naturpark, in dem Wildcampen, zum Schutz der Natur, nicht gestattet ist.

Das Meer die ganze Zeit im Blick

Am ersten Tag geht es über 20 Kilometer von Porto Covo nach Vila Nova de Milfontes. Der malerische Küstenort Porto Covo hat viele kleine Buchten zu bieten, die zum Entspannen in der Sonne einladen – nur das Baden ist mit Vorsicht zu genießen, da die Wellen unglaublich hoch und kräftig an den Strand rauschen. Die Etappe verläuft zum großen Teil direkt am Strand und durch die angrenzenden Dünen. Wir kämpfen uns durch tiefen Sand aber werden dafür mit ständigem Meerpanorama, weiten Stränden und kleinen Buchten belohnt.
Kleine Pausen, um die Aussicht zu genießen, dienen gleichermaßen als Gelegenheit, unsere Wanderschuhe vom Sand zu befreien. Wenn wir das nächste Mal eine sandige Wanderung planen, werden wir definitiv Gamaschen einpacken! In Vila Nova de Milfontes angekommen, bietet die Flussmündung der Rio Mira in den Atlantik eine wunderbare Badestelle.

Im Schatten des Küstenwaldes

Gefolgt vom ersten Trekkingtag mit überwältigenden Ausblicken, hat auch die zweite Etappe von Vila Nova de Milfontes nach Almograve, die mit ihren 15,5 Kilometern die kürzeste ist, einiges zu bieten. Wir beginnen unsere Tour mit einer kurzen Bootsfahrt, welche uns direkt bei Vila Nova de Milfontes über die Rio Mira bringt. So ersparen wir uns den Umweg über die nächstgelegene Brücke und erleben eine spritzige Tour über den Fluss. Uns führt der Weg zunächst über Dünen direkt am Meer entlang, bis wir in einen schattigen Akazienwald wandern, der uns in den heißen Mittagsstunden Abkühlung und auch eine Abwechslung mit neuen Aussichten und festerem Gehgrund bietet.
In Almograve angekommen werden wir von unzähligen Straßenkatzen begrüßt, die uns auf dem Weg zum Hostel begleiten. In Almograve gibt es keinen Campingplatz, weshalb wir hier unsere Nacht verbringen. Im Hostel werden wir auf einen Gepäcktransfer-Service aufmerksam, den wir für unsere letzten zwei Etappen beanspruchen, um uns das schwere Gepäck auf den Schultern zu ersparen. Der Service holt das Gepäck an der Unterkunft ab und bringt es im Verlauf des Tages zu der nächsten. Das hat bei uns ohne Probleme funktioniert und hat die Wanderung um einiges erleichtert.

Ein anderer Planet

Die dritte Etappe von Almograve nach Zambujeira überzeugt aufgrund ihrer Andersartigkeit. Der rote Sand und die steilen Klippen lassen uns wie auf einem anderen Planeten fühlen, welchen wir mit weiteren umwerfenden Blicken auf den türkisenen Atlantik bewandern. Die Wege führen durch die farbenfrohe Küstenvegetation und wild geschichtete Gesteinsformationen – wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus! Auch heute verbringen wir unsere Mittagspause wie an den anderen Tagen direkt am Strand, den man über steile Treppen an den Klippen entlang erreicht. Nach einer erfrischenden Badepause verlassen wir die Klippen und laufen weiter Inlands.
Der zweite Teil der Etappe verläuft im Hinterland auf Schotterwegen. Statt der Küste besuchen wir hier kleine Ortschaften, in denen man sich stärken kann. So können wir den Sports Club Desportivo e Cultural Do Cavaleiro empfehlen, der unfassbar leckere Sandwiches und Kaltgetränke anbietet. Zambujeira begrüßt uns schon von Weitem mit der romantischen Strandpromenade, welche vor allem zum Sonnenuntergang zu einem gemütlichen Abendspaziergang einlädt.

Entlang der Storchenküste

Der letzte Wandertag steht an und wir genießen unser Frühstück in der Morgensonne am Strand von Zambujeira, bevor wir uns auf den Weg nach Odeceixe machen. Die 18,5 Kilometer führen uns zunächst auf schmalen Sandwegen über schroffe, steil zum Meer abfallenden Klippen, von denen wir weitere traumhafte Ausblicke auf den weiten Ozean genießen. Ein Highlight der Etappe sind die Weißstörche, die in Nestern auf von Wind und Wellen umtosten Felsen wohnen.
Unseren Mittag verbringen wir an einem Strand, den wir wie so oft ganz für uns allein haben. Bevor wir das Meer aus den Augen verlieren, rasten wir am Felskap Ponta em Branco, von dem wir einen spektakulären Blick auf den Seixe-Fluss haben, der hier in einer weiten Schleife in den Atlantik mündet. Odeceixe liegt im Landesinneren, wodurch wir das letzte Stück landeinwärts, entlang des Flusses wandern. Da der Campingplatz ein paar Kilometer außerhalb von Odeceixe liegt wählen wir ein kleines Hotel als Unterkunft für unsere letzte Nacht.
Vor unserer Heimreise am nächsten Tag, machen wir einen Umweg zum Strand, um uns am Surfen zu versuchen. Das Wetter schlägt allerdings um, und wir kämpfen mit Wellen, die nicht besonders anfängerfreundlich sind. Als der Regen einsetzt entscheiden wir uns, uns auf den Weg zurück in den Ort zu machen, um uns mit einer letzten portugiesischen Mahlzeit zu belohnen. Abends setzten wir uns in den Bus nach Faro, wo unser Flugzeug zurück ins kalte Deutschland auf uns wartet und schwelgen bereits jetzt in den wunderbaren Erinnerungen, die uns für immer begleiten werden.

Diese Reportage stammt aus unserem Magazin ABENTEUER WANDERN & TREKKING. Mehr Reportagen, Touren, Tipps und Tricks gibt es hier in der interaktiven Ausgabe - kostenlos.