Fahrspaß ohne Ende

Trail Transalp mit dem E-Mountainbike

von Paul Bergner

Eine klassische Alpenüberquerung stellt schon so manchen organisatorischen Anspruch. Doch was, wenn man an diese auch noch den Anspruch hat, sie auf möglichst vielen Trails zu fahren, und dazu auch noch mit dem E-MTB? Dieser Aufgabe haben sich 2018 der Bonner Bikehersteller Radon und das Ridehappy-Team rund um den Alpentrailspezialisten Frank Ellenberger gestellt:
Nachdem die Bikes Mitte August angekommen waren, sollten sie ihre ultimative Bewährungsprobe erleben. Und diese sollte für Mensch und Material aufgrund widrigsten Wetters besonders hart werden. Nach einer kurzen Kennenlernphase zwischen Reiter und Ross ging es  Mitte September in Lermoos los.
Der Anreisetag ließ schon nicht Gutes ahnen und der Morgen der ersten Etappe bestätigte es: Schnee bis in tiefe Lagen, sodass der eigentlich geplante Blindseetrail zu gefährlich gewesen wäre, und es somit an diesem Tag über den Fernpass und Imst hinauf nach Piller ging.
Der zweite Tag empfängt die Fahrer mit Sonne. Es ist zwar noch immer sehr kalt und die Abfahrt von der Pillerhöhe ins Inntal gestaltet sich als Frostetappe. Doch die Fahrt hinauf über die Kajetansbrücke nach Nauders wärmt uns wieder auf, zumal der technische und steile Uphill zur Norbertshöhe all unsere Konzentration fordert. Mit der Gondel fahren wir zur Bergkastell-Station und dann über Plamort, Bunker und Etschtrail nach Reschen.
Der dritte Tag empfängt uns erneut mit wolkenverhangenem Himmel und Schneefall. Der Spintrail vom Schöneben ist gerade so noch machbar, doch bei einsetzendem Regen erlischt die Lust, den Haideralm-Trail auch noch zu fahren, gänzlich.

Brenta im Blick

Also geht es in schneller Fahrt die Via Claudia hinunter und dann über den Zugtrail ab Glurns Richtung Goldrain. Unterwegs beginnt die Sonne sich ihren Weg durch die Wolken zu brennen und der Nachmittag inklusive Propaintrail an der Sonnenseite gestaltet sich wieder als absolutes Highlight. Tag 4 führt über die Via Claudia zur Gondel nach Aschbach und von dort weiter über die Weiden der Bärenbadalm  – mit gigantischer Aussicht auf die Brenta-Dolomiten bis zum Rosengarten – auf sowohl abwechslungsreichen als auch teils anspruchsvollen Trails ins Ultental. Hier stehen noch 600 Höhenmeter Uphill vor uns, die wir dank Antriebsunterstützung locker hinter uns bringen, stets in dem Wissen, dass der 5. Tag unsere Königsetappe werden wird: das Rabbijoch. Zunächst zieht sich das Tal entlang des Bachs immer weiter gemütlich nach oben, bis es dann ab der Bergkaseralm steil wird. Und dann ab der Bärhapp-Alm auch noch technisch. Doch alle Befürchtungen zerstreuen sich während der Auffahrt. Das steile Stück fährt sich im E-MTB-Mode sehr gut und auch der lose Untergrund kann unserem Drehmoment standhalten, ohne dass die Hinterräder durchdrehen.
Und die technische Uphill-Passage bis zum Pass bietet ideales Terrain, um den Flow zu genießen. So bleiben nur ganz wenige Meter, auf denen wir schieben müssen. Als wir die Passhöhe erreichen, zieht dichter Nebel über den Kamm und so wird die felsig-technische Abfahrt zur Haselgruberhütte zwar spannend, doch die geplante Fotosession muss ausfallen. Dafür bekommen wir eine heiße Minestrone in der Haselgruberhütte, fahren danach hinunter ins Rabbital und dann ins Val di Sole, von wo wir mit dem Shuttle nach Madonna di Campiglio fahren. Es beginnt wieder zu regnen. Die letzte Etappe führt uns entlang eines Transalpklassikers: Zunächst auf einem Trail zu den  Cascate di sopra, dann zum Lago di val d’agola und schließlich zum Bärenpass, diese Rampe, die man mit dem normalen Mountainbike nicht wirklich genießen kann.
Am Fuße des Schlussanstiegs steht ein Schild: „passo bregn de’l ors, 190 hm, 900 m“ prangt darauf in gelben Lettern. Das bedeutet für uns über 20 Prozent durchschnittlichen Anstieg.
Der Trail zum Refugio Ghedina ist aufgeweicht, aber fahrbar und zaubert ein fettes Grinsen ins Gesicht. In rasender Abfahrt geht es nach Ponte Arche und über den Passo Ballino nach Riva und von dort nach Torbole.

Fazit: Wir hatten keinen einzigen Defekt. Wir mussten nie nachladen und selbst wenn es nötig gewesen wäre, hätte es am Streckenrand stets Möglichkeiten gegeben. Die nagelneuen Radon Slide Hybrid waren mit unseren vorgenommenen kleinen Tuningmaßnahmen perfekt. Der Bosch CX Motor ist dank EMTB-Mode gut dosierbar und die Magura MT Trail Bremsanlage besticht durch gute Dosierbarkeit sowie Haltbarkeit in allen Lagen.
Paul Bergner

Infos

Die Etappen:

1. Etappe:

Lermoos – Piller 52 km,
102 0hm uphill, 1600 hm downhill (mit Blindseetrail)

2. Etappe:

Piller – Reschen 63.5 km,
1077hm uphill, 1708 hm downhill

3. Etappe:

Reschen – Goldrain 72 km,
580 hm uphill, 2554 hm downhill (ohne Haideralmtrail)

4. Etappe:

Goldrain – Ultental 61 km,
1100 hm uphill, 1521 hm downhill

5. Etappe:

Ultental –Val di Sole 33 km,
1291 hm uphill, 182 0hm downhill

6. Etappe:

Madonna di Campiglio –Torbole: 64,31 km, 1128 hm
uphill, 2581 hm downhill

Der Veranstalter der EMTB Trail Transalp ist ridehappy. Die Tour findet statt vom 23. bis 30. Juni 2018. Die Schwierigkeit der Trails ist im Bereich S1 bis S2 und an schwierigen Stellen gibt es leichtere Umfahrungsmöglichkeiten.


Informationen hierzu gibt es unter www.ridehappy.de/events/emtb-trail-trans-alp