Die Sommerseite der Schneeschüssel

Wandern ist schön. Bergab kann es aber schon mal sein, dass sich nach einem langen Wandertag die Knie melden. In Obertauern, das im Winter seiner reichlichen weißen Pracht wegen als Schneeschüssel bekannt ist, haben sie für den Abstieg eine Lösung: den Mountain Skyver.

Was das ist? Eine robuste Kreuzung aus Moutainbike und Tretroller. Das Besondere: Die Bergroller haben weder Sättel noch Pedale. Man steht auf Fußrasten. Das ist anfangs ungewohnt, macht es aber möglich auch steile Abschnitte problemlos zu bewältigen, eine gute Federung und kernige Scheibenbremsen sorgen dafür, dass man nicht zu sehr durchgerüttelt wird und immer ein sicheres Fahrgefühl hat. Weil die Skyver nicht viel wiegen und man sie zusammenklappen kann, sind sie gut zu transportieren.

Wir machen’s uns allerdings leicht, verzichten aufs Tragen und lassen uns samt unseren Skyvern mit der Grünwaldkopfbahn bergauf bringen bis auf 1975 Meter. An der Talstation kann man die Mountain Skyver samt Helm ausleihen. Kinder ab acht Jahren dürfen die Skyver in Begleitung Erwachsener benützen. Christian Lindinger, unser Guide, macht uns Mut: „Das lernt man ganz schnell.“ Stimmt. Zumindest bei den Kindern. Die lassen schon nach den ersten Metern den Papa ziemlich lahm aussehen.

Aber ich habe eine gute Ausrede. Ich muss mir schließlich das tolle Panorama der Radstädter Tauern anschauen. Blühende Wiesen, beeindruckende Gipfel. Und der idyllisch gelegene Grünwaldsee, auf dem man im Sommer sogar Boot fahren kann.

Und dann geht’s ab. Anfangs versuche ich erst mal, mich an die kräftig ansprechenden Scheibenbremsen zu gewöhnen. Christian und die Kinder sind schnell zweihundert Meter vor mir. Doch dann packt auch mich der Rausch der Geschwindigkeit, ich lasse mir den Fahrtwind um die Nase wehen und genieße das rasante Fahrgefühl. Klar, man muss schon konzentriert bleiben, um auf dem Kies oder an den Weiderosten nicht auszurutschen. Aber der Spaß überwiegt bei Weitem.

„Noch mal?“ fragt Christian, als wir nach einer Viertelstunde wieder an der Talstation sind. Eine rhetorische Frage. Klar wollen wir und warnen ausdrücklich: Mountain Skyver können süchtig machen.
Wer lieber ganz klassisch auf dem Mountainbike mit Sattel und Pedalen unterwegs ist, hat in Obertauern die Wahl unter mehreren Routen für verschiedene Schwierigkeitsgrade.
Herrliche Drei-Seen-Runde

Ein „Best of Obertauern“ bietet zum Beispiel die Drei-Seen-Tour: knackige Steigungen und Abfahrten, herrliche Aussichten, blühende Almwiesen und idyllische Bergseen. Nach dem Bergaufstrampeln zum höchsten Punkt der Strecke oberhalb des Krummschnabelsees lockt dessen dunkler, geheimnisvoller Spiegel. Als Moorsee erwärmt er sich im Sommer auf bis zu 24 Grad, gerade richtig für eine angenehme Erfrischung nach einem schweißtreibenden Anstieg.

Die wunderschöne Drei-Seen-Runde kann man natürlich auch zu Fuß bewältigen. Wer nicht allein gehen mag, schließt sich der geführten Drei-Seen-Wanderung an, die der Tourismusverband jeden Montag anbietet. Im einen wie im anderen Fall lässt die gemütliche, zweieinhalbstündige Runde, genügend Zeit zur Einkehr.

Zum Beispiel auf der gemütlichen Dikt’n Alm (www.diktnalm.at), auf 1816 Meter Höhe im Seekar gelegen. Die 1995 erbaute Hütte gehört zum 1874 bestehenden Gut Außerfels in Radstadt. Von dort kommt der Großteil der Produkte, die Maria und Bernhard Mooslechner-Thurner hier anbieten: Milch, Bauernspeck, geräucherten Schinken und Fleisch vom Tauernochs. Und Seniorchef Benedikt produziert in seiner kleinen Brennerei auf dem Bauernhof feine Schnäpse, die natürlich auch auf der Alm zu haben sind.
Ob mit dem Bike oder als Ziel einer Familienwanderung: Ein Muss in Obertauern ist ein Abstecher zum Johanneswasserfall, der sicher zu den schönsten und spektakulärsten Wasserfällen im Salzburger Land gehört. 60 Meter stürzt das Wasser in die Tiefe und zerstäubt zu feinen, glitzernden Schleiern, die Sonne sorgt für Regenbögen.

Egal wie man das sommerliche Obertauern entdeckt, ob mit dem Mountain Skyver, auf dem Rad oder zu Fuß: Die Schneeschüssel hat auch ohne Schnee eine Menge zu bieten.

Infos

Weitere Informationen gibt es unter www.obertauern.com

Übernachten: Hotel Alpina. Matthew-Steven Will zog der Liebe wegen aus Amerika nach Österreich und macht zusammen mit seiner Frau Elisabeth und den drei Kindern das mitten im Ort gelegene Vier-Sterne-Haus im Sommer wie im Winter zu einem sympathischen Ausgangspunkt für Obertauern-Touren. www.alpina.co.at

Familien: Beliebte Ausflugsziele für Familien sind der Wild- und Freizeitpark in Untertauern sowie die Gnadenalm mit dem Erlebnis-Wanderweg „Alles Alm“.
www.freizeitpark-untertauern.com
www.gnadenalm.com

Reiten: Pferdefreunde sind im Postgut in Tweng richtig, hier kann man reiten oder eine Kutschfahrt unternehmen.
www.norikerzucht.at