Poesie in der Steilwand

Jérémie Heitz stößt in eine neue Dimension vor

Jérémie Heitz ist kein Außerirdischer, auch wenn er nicht von dieser Welt zu sein scheint, wenn er mit Autobahngeschwindigkeit flüssige, große Schwünge in die steilsten Flanken eines Viertausenders zeichnet – wie ein Kaligraph, der geschmeidig die Feder gleiten lässt, ohne abzusetzen. Der 27-jährige Schweizer Steilwand-Artist aus Les Marécottes im Wallis ist kein neuer Stern am Freeride-Himmel, sondern leuchtet schon seit einer Weile am Firmament des Extremskifahrens. Seit diesem Winter strahlt er jedoch so hell, dass er mit seinem kompromisslosen Fahrstil auch abseits der Freeride-Szene bei Lesern und Zuschauern für staunende Gesichter sorgt.

Für sein jüngstes und ambitioniertestes Projekt „La Liste“ hat er sich vorgenommen, nicht weniger als 15 Viertausender in den Alpen über deren steile Flanken mit Skiern zu befahren. Seine Liste liest sich wie das „who is who“ der klassischen Hochtouren: Obergabelhorn (4063m), Lenzspitze (4294m), Zinalrothorn (4221m), Mont Blanc Du Tacul (4248m), Hohberghorn (4219m) und viele mehr.

55 Grad, bis zu 120 km/h

Mit Steigeisen und Pickel sind die von ihm ausgewählten Routen dieser Berge nur sehr guten, erfahrenen Alpinisten vorbehalten. Eine Abfahrt mit Skiern jedoch nur einer Handvoll Profi-Athleten weltweit. Im Gegensatz zu vielen Freeride-Kollegen lässt sich Jérémie Heitz nicht mit dem Hubschrauber am Berg absetzen, lediglich die Filmcrew filmt aus der Luft. „By fair means“: mit Skiern zum Berg, zu Fuß mit Steigeisen und Pickel auf den Gipfel, in einer Minute mit Höchstgeschwindigkeit wieder zurück zum Wandfuß.

Jérémie Heitz befährt in „La Liste“ die spektakulärsten 4000er der Alpen. Dabei beeindruckt er besonders durch seinen Stil beim Skifahren. Mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h rast er nach unten und zieht weite Turns in bis zu 55 Grad steilen Wänden. Aus der Ferne scheinen seine Bewegungen ganz entspannt.

La Liste - Teaser