Hubschrauber und Blitzeinschläge

Carol Freisleben und Felix Meier in ihrer ersten Saison als Wirte auf der 2650 Meter hoch gelegenen Sudetendeutschen Hütte vor (Teil II und III)

Am 17. Juni startete die Sudetendeutsche Hütte in die Sommersaison. Inzwischen haben sich die neuen Pächter, Carol Freisleben und Felix Meier, bestens eingelebt. Im auf 2650 Meter Höhe im Nationalpark Hohe Tauern gelegenen Bergsteigerdomizils der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins (DAV) steht die Hochsaison vor der Tür. In Abenteuer Alpen geben Freisleben und Meier den Lesern regelmäßig Einblicke in ihr Hochgebirgs-Abenteuer in Osttirol:

Hüttenerlebnisse von Carol Freisleben

Folge III

"Bei der Hütteneindeckung mit dem Hubschrauber scheint am Anfang alles so, als würde es im Chaos enden: die Hubschraubergesellschaft ruft vier Tage vorher an und teilt mit, dass es am Belieferungstag einen Wetterumschwung geben soll und die Flüge zu 95 Prozent nicht stattfinden können. Somit wird kurz überlegt, was zu tun ist. Wir entscheiden uns, dass zwei Tage früher geflogen wird. Jetzt beginnt das Chaos erst so richtig: alle Lieferanten müssen ihr Ok. geben, alle Helfer müssen benachrichtigt, alles muuss umorganisiert werden. Es dauerte knapp zwölf Stunden und die neue Planung steht. Der Eindeckungstag mit dem Hubschrauber läuft problemlos ab, alles kommt mit rauf und auch die meisten Helfer sind am Start, das Eröffnungsfest ein großer Erfolg.

Vom Blitz getroffen

Aber die Freude währt nicht lange: fünf Tage nach Eröffnung schlägt der Blitz in der Hütte ein und sämtliche Geräte sind kaputt: Internet, Telefon, Waschmaschine, Kaffeemaschine, Warmhaltebecken, Gefriertruhe und, und, und.... Es ist kein vernünftiger Betrieb mehr möglich. Jetzt alles neu kaufen, bestellen, im Tal holen, raufbringen mit dem Traktor und der kleinen Materialseilbahn. Ein Unterfangen, mit dem wir fast drei Wochen beschäftigt sind. Zwischendurch müssen die Seilbahn und das Blockheizkraftwerk sowie die Gasanlage noch von Firmen gewartet werden, Holz gespalten und geschnitten und die Wasserfassung in regelmäßigen Abständen gewartet werden.

Jetzt läuft alles rund

Pünktlich zum ersten vollen Wochenende am 8. Juli ist alles wieder einigermaßen gerichtet. Jetzt kommen die ersten knackigen Wochenenden mit vollem Betrieb auf uns zu. Aber wir sind gut eingearbeitet und es kann uns fast nichts mehr schocken. Der Einstieg in das neue Hüttenleben hat uns richtig gezeigt, wie wir hier oben den Naturgewalten ausgesetzt sind und wie wichtig die grundlegenden Dinge und Kleinigkeiten des Lebens sind. Ein Waschmaschine ist schon ein ganz toller Luxus!

Folge II

Vor der Eröffnung

"Eine Berghütte zu bewirtschaften ist nicht so einfach, wie man sich denkt. Nachdem wir den Vertrag unterschrieben haben, gibt es erst zunächst einen riesigen bürokratischen Aufwand: Das Gewerbe muss angemeldet, sämtliche Versicherungen abgeschlossen werden, ein Steuerberater muss her und wir müssen uns für sämtliche vorgeschriebenen Schulungen anmelden. Denn in Österreich ist man nicht so einfach Gastwirt wie in Deutschland. Wir können noch von Glück sprechen, dass es nur eine Schutzhütte ist und kein normales Gastgewerbe, denn dafür braucht man eine richtige Ausbildung, da geht nichts mehr mit Kursen und Schulungen.

Sieben Stunden Aufstieg

Diese Hürde ist überwunden. Jetzt müssen wir uns nun Personal suchen, ein neues Auto kaufen, einen Anhänger dazu und teilweise Küchenausstattung. Aber welche Küchenausstattung, wenn man noch nicht einmal die Hütte von innen gesehen hat? Am letzten März-Wochenende lässt es die Wetterlage zu, dass wir mit einem Bergführer und unserer Hüttenwartsfrau auf die Hütte aufsteigen können. Nach einem siebenstündigen Aufstieg mit den Schneeschuhen sind wir zum ersten Mal gemeinsam auf unserer frisch gepachteten Hütte.

20 Hubschrauberflüge

Nachdem wir die Fenster geöffnet und den Kachelofen ordentlich eingeheizt haben, machen wir es uns am Kachelofen gemütlich und der Kollege macht uns eine deftige Gulaschsuppe. Am nächsten Tag führten wir die Bestandsaufnahme des Inventars durch, und besichtigten die Hütte von oben bis unten; dann geht es wieder runter vom Berg.
Nun heißt es, die Speisekarte zu erstellen, Lieferanten finden und alles so zu organisieren, dass die Ware zeitgleich am Tag der Hubschrauberbelieferung am genannten Ort und in richtiger Menge vorhanden ist. Auch das ist ein wahnsinniger Aufwand, denn die Ware muss in Big Bags verpackt werden, die Kühlkette darf dabei nicht unterbrochen werden und es sollte auch nichts beschädigt werden.

Keine ruhige Minute

Für diese komplette Belieferung sind rund 20 Hubschrauberflüge und 15 Helfer erforderlich, damit die insgesamt zehn Tonnen vom Lastwagen an die Hubschrauberkufen und schließlich in die Kühlanlagen auf der Hütte kommen. Eigentlich hat man als Hüttenwirt keine Zeit mehr, einer anderen Arbeit nachzugehen. Das ist uns leider noch nicht möglich. Nebenher müssen wir Werbung betreiben, die Reservierungen bearbeiten und uns in Osttirol sehen lassen. Jetzt hoffen wir noch, dass die Hütte voll wird und alles in den nächsten Wochen auch so funktioniert, wie wir es planen."

Infos

Die Hüttenwirte:

Die 33-jährige Carol Freisleben aus Pielenhofen (Landkreis Regensburg) ist gelernte Bürokauffrau und Pferdewirtin. Eines Tages hatte sie aber genug von Bürostühlen und vom Ställeausmisten. Etwas Neues anfangen wäre gut, dachte sie sich. Und einmal eine Saison auf einer Hütte arbeiten wollte sie. Bei der Arbeit auf der Freiburger Hütte lernte sie Felix Meier aus Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz) kennen. Er ist gelernter Zimmerer und arbeitete ebenfalls auf der Hütte, weil auch er mal eine Saison "fremdgehen" wollte. Jetzt sind die beiden ein Paar und wagen das Abenteuer Sudetendeutsche Hütte.

Zur 1. Folge geht es hier:

Mehr zur Sudetendeutschen Hütte unter www.sudetendeutsche-huette.at - Kurse, Touren und weitere Hütten der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins unter www.alpenverein-schwaben.de