Vollgas auf der Pala di Santa und Spaghetti auf der Weigler Schupf

Im Skigebiet Obereggen/Fiemme geht es nicht nur um Superlative, sondern um Skifahren mit Genuss

von Tim Schweiker

Skifahren in Obereggen: Das sind 48 Kilometer bestens präparierte, schneesichere Pisten von Südtirol bis nach Pampeago und Predazzo im Trentino. Das sind Snowparks und Flutlicht-Pisten. Das ist Skifahren auf der Südseite der Alpen mit rund 300 Sonnentagen im Jahr. Und das ist vor allem: jede Menge Südtiroler Herz.

Paolo kommt her, so oft es geht. Der Student aus Trient hat Obereggen schon vor Jahren für sich entdeckt. Paolo fällt vor Begeisterung fast aus dem Sessellift, der gerade über die Maierl-Piste hinweg schwebt. Vor uns die Felsspitzen des Latemar-Massivs, schräg unter uns die nächste Einkehr-Station. Und vor uns eine von unzähligen Genuss-Abfahrten. Da kann man schon ins Schwärmen geraten.

Kaum 20 Minuten braucht man von Bozen herauf ins Eggental, mitten hinein ins Unesco-Welterbe Dolomiten. Das ist natürlich auch für die Einheimischen interessant für einen Kurzausflug am Nachmittag oder am Wochenende. Wartezeiten an den Liften gibt es trotzdem kaum, die 18 Anlagen sind auf dem neuesten Stand. Und die Pisten bestens präpariert, was sich in vielen Auszeichnungen für das kleine, feine Skigebiet spiegelt.

Zwei Drittel der Abfahrten hier gehört in die mittelschwere, rote Kategorie. Skifahren, einfach zum Genießen. Denn immer wieder sind da ja auch die Blicke hinauf zum Latemar, hinüber zum Rosengarten oder hinein ins benachbarte Fleimstal.

Snowboarder und Freestyler zieht es in den Snowpark Obereggen, sie heizen durch die Halfpipe oder probieren sich im Boardercross. Die Kleinen sind im Brunoland Kinderpark oder im Yeti-Land aufgehoben. Wer als Normalskifahrer mal ein bisschen Nervenkitzel sucht, der fährt mit dem Lift bis kurz unter den Gipfel der Pala di Santa, zu deutsch Zanggen. Runter geht’s starke eineinhalb Kilometer lang. Die Abfahrt ist mit bis zu 58 Prozent Neigung richtig steil, aber dermaßen griffig präpariert, dass es eine Freude ist.

Ein Skitag, der in Obereggen beginnt, führt einen schnell über die Provinzgrenze hinaus ins benachbarte Trentino. Die Skiorte Pampeago und Predazzo bilden zusammen mit Obereggen das Skicenter Latemar. Das ist nicht nur aus sportlicher Sicht eine feine Sache. Ein paar italienische Momente schaden im Skiurlaub nie.

Wie wär’s also mit einem Espresso auf der Baita Caserina oberhalb von Pampeago? Oder man macht sich gleich auf zur „Mountain Riviera“. Die versprechen die Deutschnofener Brüder Klaus, Andreas, Markus und Georg Pichler, die 2007 die Baita Gardoné gekauft haben. An der Bergstation der Gondelbahn Predazzo reizt vor allem die große Terrasse mit ihren großen Sonnensegeln zu einer etwas ausgedehnteren Skipause. Ein entspanntes, mediterranes Ambiente, gegrillte Scampi mit einem Glas Pinot Grigio samt Blick auf die Gebirgskette des Lagorai. Es gibt Schlimmeres.

Ein weiterer Beweis dafür, dass die Eggentaler die Mischung aus Tiroler Tradition und italienischer Leichtigkeit perfekt beherrschen, ist die Weigler Schupf. In der über 100 Jahre alten Almhüte gibt’s – da legen wir uns jetzt einfach mal fest – die besten Spaghetti aglio e olio des ganzen Skigebiets. „Die macht meine Mama“, sagt Markus Plank stolz.

Zwischen Oberholz-Piste und Pampeago sorgen Martin Plank, seine Frau Gertrud und Sohn Markus, die in Eggen einen Bauernhof haben, auf knapp 2000 Meter Höhe liebevoll für ihre Gäste. Neben den schon legendären Spaghetti gibt’s hier auch ganz Bodenständiges wie Bratkartoffeln mit Spiegelei, Hauswürschtl, Gerstsuppe, Kaiserschmarrn und einen wirklich sehr feinen Apfelstrudel. Vor allem aber ist es so gemütlich, dass man kaum wieder in die Gänge kommt.

Wenn es etwas später wird, macht das zumindest dienstags, donnerstags und freitags nichts, man kann auch abends noch auf die Piste: Die Ochsenweide wird zur Flutlichtarena. Flutlicht gibt es sogar für Nichtskifahrer, Obereggen hat auch eine Nachtrodelbahn zu bieten. Wem das noch nicht reicht, der geht am Montagabend zur Night-Show an der Talstation in Obereggen: Glühwein, Disco und tolle Tricks von den Skilehrern der Region.

Bevor es Nacht wird in Obereggen lohnt es aber, sich nochmal einen Platz im Freien zu suchen, von dem aus man freie Sicht auf den Latemar hat. Die Sportalm des Sporthotels Obereggen direkt bei der Talstation der Kabinenbahn Ochsenweide ist so ein Plätzchen, an dem man bei einem Veneziano den Abend ganz entspannt beginnen kann.

Das deutsche Wort Alpenglühen reicht nicht aus, um das Licht zu beschreiben, in das die letzten Sonnenstrahlen die Dolomitfelsen des Latemar tauchen. „Le montagne in fiamme“, sagt Paolo, die Berge in Flammen, das müsse man gesehen haben. Recht hat er.

Infos

www.obereggen.com

www.latemar.it

www.eggental.com

Übernachtungstipp: Das Sporthotel Obereggen liegt direkt neben der Talstation der Kabinenbahn Ochsenweide: Abschwingen und direkt auf der Terrasse der Sportalm den Abend beginnen. Das Vier-Sterne-Haus von Familie Graf bietet zudem einen kleinen, feinen Wellnessbereich, vor allem aber eine ausgezeichnete Küche, einen exzellent sortierten Weinkeller und überzeugt durch eine angenehme, persönliche Atmosphäre. Mehr unter www.obereggen.it im Internet.