„Die Kurve zeigt steil nach oben“

Michaela Zingerle von den BikeHotels Südtirol zum E-MTB-Boom

von Steffen Müller

Die Verkaufszahlen sprechen eine klare Sprache. E-Mountainbikes liegen voll im Trend. Ein Trend, dem sich auch der Tourismus nicht verschließen kann. Im Interview mit „Abenteuer Mountainbike“, sagt Michaela Zingerle, Geschäftsführerin der BikeHotels Südtirol, wie man zwischen Pustertal, Vinschgau und Südtiroler Unterland auf die Entwicklung reagiert.

In den Verkaufsräumen der Händler werden die Flächen für E-Mountainbikes immer größer, die für Modelle ohne Unterstützung immer kleiner. Wie sieht es bei euren Gästen aus?

Michaela Zingerle: „Die E-Mountainbiker sind schon da und es werden immer mehr. Die Kurve zeigt steil nach oben. Weil das Thema immer wichtiger wird, veranstalten wir im April die ‚eMTB-Tourismus Studientage‘ im Vinschgau. Hier bieten wir 80 internationalen Teilnehmern aus den Bereichen Tourismus, Industrie und Medien eine Plattform, sich zu informieren, zu diskutieren und sich auszutauschen.“

Sind E-Mountainbiker eigentlich weniger sportlich als andere?

Michaela Zingerle: „Nein, das kann man nicht so sagen. Es gibt nach unseren Beobachtungen eigentlich 3 Typen von E-MTB-Piloten. Da sind die Einsteiger, denen der Motor die Hemmschwelle nimmt, sich an einer Tour in den Bergen zu versuchen. Die sind zunächst eher auf Forstwegen unterwegs. Dann sind da die Skeptiker, die leben und lieben das klassische Mountainbiken auf Trails und sind dem Elektro-Antrieb gegenüber zuerst misstrauisch, wollen es aber mal probieren und sind dann sehr schnell begeistert. Dann gibt es eine Gruppe, die wir liebevoll die Nerds nennen. Das sind leidenschaftliche Biker und begeisterte Techniker, die jedes Detail am Antrieb und die Videos zum Pedalmanagement auswendig kennen. Da kommt dann selbst ein erfahrener Guide wissensmäßig an seine Grenzen.“

Diesen unterschiedlichen Gruppen und natürlich den klassischen Mountainbikern muss man dann irgendwie gerecht werden. Ist das zu leisten?

Michaela Zingerle: „Das geht gut. Im Wesentlichen gibt es in unseren Hotels 2 Tendenzen. Das sind einerseits gesonderte E-Mountainbike-Touren und -Programme – die sind eher die Ausnahme. Meist werden gemischte Gruppen zusammengestellt. Man nimmt die E-Mountainbiker also einfach mit. Wenn man vorher mit den E-Mountainbikern spricht und ihnen sagt, dass sie sich bergauf etwas zurückhalten sollen, funktioniert das wunderbar und hat den angenehmen Nebeneffekt, dass man als Paar oder im Bekanntenkreis auch bei unterschiedlichem Fitnesszustand gemeinsam Touren unternehmen kann.“

Gibt es auch Touren, bei denen sich die Antriebsarten nicht vertragen?

Michaela Zingerle: „Die gibt es. Das sind dann aber spezielle Themen wie technisches Uphill-Fahren. Da ist das E-MTB natürlich prädestiniert dafür. Ohne Motor hat man da keinen großen Spaß. Das ist ein klassischer Fall für ein reines E-MTB-Angebot. Der Steineggerhof im Eggental bietet beispielsweise solche Uphill-Flow-Touren.“ 

Ist das E-MTB gefährlicher als das herkömmliche Mountainbike?

Michaela Zingerle: „Nein, das würde ich nicht sagen. Wer über seine Verhältnisse fährt, bekommt früher oder später Probleme. Da geht es aber beim einen wie beim anderen Bike um die Fahrtechnik. Die muss man so oder so beherrschen.“

Wird das E-MTB das herkömmliche Mountainbike irgendwann ersetzen?

Michaela Zingerle: „Schwierig zu sagen, sicherlich ist es eine Weiterentwicklung des Mountainbikens und es spricht neue Menschen an. Es ist eine tolle Ergänzung, die für den Tourismus viele Chancen bietet. Vor allem im Einsteigerbereich können wir neue Gäste gewinnen. Die Skeptiker und die Nerds müssen wir nicht mehr für das Mountainbiken begeistern. Beim normalen Radler, der sich wegen des Elektroantriebs vorstellen kann, auf ein Mountainbike umzusteigen, gibt es noch viel Potenzial. Deshalb haben wir an Verleihstationen in der Nähe der größeren Städte und Bahnhöfe beispielsweise ein E-MTB-Einmaleins ausgelegt, um diese Gruppe auf uns aufmerksam zu machen und konkrete Sicherheitstipps zu geben. Auffällig ist auch, dass inzwischen überwiegend E-MTB im Verleih zur Verfügung stehen. Wer kein eigenes Bike dabei hat und nur eine Tagestour machen will, ist der – heute – klassische E-Mountainbiker. E-Mountainbiken ist also ein großes Thema bei uns und wir beschäftigen uns intensiv damit. Wichtig ist: Egal ob klassischer Mountainbiker oder E-Mountainbiker: Bei uns BikeHotels Südtirol sind beide garantiert gut aufgehoben.“

Infos

Zur Person

Michaela Zingerle ist seit 2013 Geschäftsführerin der BikeHotels Südtirol. Die 36-Jährige stammt aus Bruneck und ist selbst begeisterte Mountainbikerin und Skifahrerin.

E-Bike Experts der BikeHotels Südtirol

Zehn Hotels der Kooperationsgruppe sind als „E-Bike Experts“ zertifiziert. Das bedeutet, dass in diesen Hotels Kompetenz und Know-how vorhanden sind, um die Vorzüge des E-Bikens kennenzulernen oder die spezielle E-Bike-Fahrtechnik zu erlernen oder zu vertiefen.

www.bikehotels.it