Stille am Berg und am See

Südtirol: Rund um den Kronplatz gibt es fast unbegrenzte Wandermöglichkeiten

von Tim Schweiker

Bergkulissen, wie man sie schöner nicht malen könnte: Das Pustertal ist der Scheitelpunkt zwischen Alpenhauptkamm und Dolomiten und der Kronplatz der perfekte Balkon, um die zahlreichen Schönheiten im Nordosten Südtirols zu entdecken. Abenteuer Alpen hat ein paar Wanderungen und Ausflüge in der Region zusammengestellt.

Südtirols Skiberg Nummer 1. So wirbt die Region für den Kronplatz im Winter. Vom Trubel des Skigebiets ist freilich nichts zu spüren, wenn man im Sommer als Wanderer am Kronplatz unterwegs ist. Wir gehen vom Furkelpass, der im Sommer besonders bei Motorradfahrern beliebt ist, zunächst über eine breite Schotterstraße, später über einen idyllischen Waldpfad und über saftige Almwiesen in etwa anderthalb Stunden die rund 250 Meter hinauf zum Kronplatzgipfel. Das charakteristische Gipfelplateau des 2275 Meter hohen Berges ist eine riesige Aussichtsterrasse: Schaut man nach Norden Richtung Ahrntal, blickt man auf die mächtigen Kalkblöcke der Zillertaler Alpen. Im Süden, wo mit dem Gadertal der ladinische Sprachraum beginnt, ragen die Türme und Grate der Dolomiten auf. Wer ohne große Anstrengungen immer wieder neue Perspektiven erleben will, der ist auf dem Concordia-Panoramaweg rund um das Gipfelplateau richtig. Der Weg beginnt an der Concordia-Glocke am Gipfel und führt in rund zwei Stunden gemütlicher Wanderung ohne große Höhenunterschiede wieder zum Ausgangspunkt.

Wer in den Sommerferien ins Pustertal kommt, kann schon das neueste Messner Mountain Museum besuchen, das derzeit auf dem Gipfel des Kronplatzes entsteht und Ende Juli eröffnet werden soll. „Im MMM Corones geht es um den traditionellen Alpinismus, der und den Reinhold Messner entscheidend geprägt hat. Hier wird Alpingeschichte erzählt sowie der einmalige Blick auf die großen Wände der Dolomiten und Alpen in die Ausstellung miteinbezogen“, heißt es.

Sie sind nicht ganz so bekannt wie ihre Schwestern auf dem Ritten bei Bozen, doch verstecken müssen sich die Erdpyramiden von Percha im Pustertal deshalb wahrlich nicht. Ausgangspunkt für eine kleine Wanderung dorthin ist der Weiler Platten, den man von Percha aus mit dem Auto erreicht. Vom Parkplatz geht es in einer Dreiviertelstunde rund 300 Höhenmeter hinauf zu den auf 1550 bis 1750 Meter hoch gelegenen Erdpyramiden. Grundlage der bizarren Gebilde war ein Erdrutsch vor einigen Hundert Jahren, dessen Abbruchstelle nie aufgefüllt wurde. 1882 bildete sich nach einem Unwetter ein großer Graben. Durch wiederholtes Abschwemmen und Auswaschen der Seitenhänge blieben die lehmhaltigen Säulengebilde mit den darauf liegenden Steinen stehen.

Wer nicht in die Berge will oder kann, aber trotzdem das Panorama genießen will, kann einen der zahlreichen Panoramawege im Pustertal gehen. Zum Beispiel den etwa 15 Kilometer langen Panoramaweg von Olang nach Bruneck. Von der Pfarrkirche in Niederolang geht es in Richtung Riedlerhöfe bis zum Riedwald. Der Weg führt bis zur Lamprechtsburg und weiter bis nach Bruneck. Das malerische Städtchen ist der Hauptort des Pustertals. Im Jahr 2009 wurde Bruneck von einer italienischen Zeitschrift zur lebenswertesten Kleinstadt Italiens gekürt. Das glaubt man sofort, wenn man durch die historische Altstadt mit den gemütlichen Cafés und Restaurants schlendert. Die Stadtgasse gilt als eine der schönsten Einkaufsstraßen Südtirols.

Tipp: ein geführter Stadtrundgang. Anmeldung und Informationen unter der Telefonnummer 0039/0474/55 57 22. Zurück nach Olang kommt man problemlos mit dem Bus.

Der smaragdgrüne Pragser Wildsee – Teil des Unesco Weltnaturerbes Dolomiten und des Naturparks Fanes-Senes-Prags – ist mit seiner gigantischen Bergkulisse zweifellos einer der schönsten Seen der Alpen. Mit dem Auto kommt man bis zu den gebührenpflichtigen Parkplätzen im hintersten Pragsertal, einem südlichen Seitental des Pustertals. Dort geht es am Hotel Pragser Wildsee los zu einer etwa anderthalb Stunden langen Seeumrundung, bei der man den See immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven erlebt und zwischendurch Rast an Plätzchen mit wunderschönem Seeblick machen kann. Wer nicht wandern mag, kann sich auch ein Ruderboot ausleihen und den See erkunden.