Genügsame Landschaftspfleger

Montafon: Zwei Landwirte sorgen dafür, dass die Steinschafe eine Überlebenschance haben

von Tim Schweiker

Es war schon ganz eng für das Montafoner Steinschaf. Vor ein paar Jahrzehnten kam die jahrhundertealte Rasse nur noch vereinzelt im hintersten Montafon vor, größere Rassen und vor allem die seit dem Zweiten Weltkrieg immer schneller wachsende Schweine- und Rinderzucht hatten die kleinen, aber zähen Steinschafe fast ganz verdrängt.

Heute sorgen die Montafoner Steinschafe auf manchen Wiesen wieder für blühende Vielfalt. Zum Beispiel oberhalb von St. Gallenkirch auf dem Maisäß Rüti. Dass man die Steinschafe dort besuchen kann, ist den beiden Nebenerwerbsbauern Peter Kasper und Martin Mathies zu verdanken. 1989 haben sie begonnen, Steinschafe zu kaufen und ein Zuchtbuch zur Vermeidung von Inzucht anzulegen. „Schon aus kulturgeschichtlichen Gründen wäre ein endgültiges Aussterben ein großer Verlust“, sagt Martin Mathies.

Die Montafoner Steinschafe wurden früher den Sommer über auf den Hochalpen gehalten und im Winter unter einfachsten Bedingungen mit Magerheu gefüttert. „Die Tiere sind genügsam, widerstandsfähig und robust“, sagen die Züchter. Damit sind die kleinen, beweglichen und zähen Tiere bestens geeignet, extensiv bewirtschaftete Flächen wie die Montafoner Alpen und Maisäße vor dem Zuwachsen zu schützen: Die Steinschafe verbeißen sich liebend gern in Gehölze und Sträucher.
Weiß, schwarz, braun, beige und gefleckt, mit und ohne Horn – die Montafoner Steinschafe sind eine ziemlich bunte Gesellschaft. Alle haben sie gemeinsam, dass man aus ihrer glänzenden Wolle allerhand fertigen kann. „Und ein feines Fleisch haben sie auch“, sagt Wanderführerin Hedi Blum, mit der man nicht nur den Maisäß Rüti und die Steinschafe besuchen kann, sondern auch jede Menge Wissenswertes über Alpenkräuter und -blumen im Montafon erfährt.

Genügsame Landschaftspfleger mit schöner Wolle und gutem Fleisch: Das Montafoner Steinschaf ist geradezu geschaffen für die Direktvermarktung.

Die ganze Vielfalt an Steinschaf-Produkten, von Fellen über Teppiche bis zu Hausschuhen, kann man im „Steeschooflädili“ von Familie Mathies in St. Gallenkirch entdecken. Manches davon entwickelt sich schon zum echten Renner, wie zum Beispiel das Schofwoll-Pfülfli (Kissen) oder das Montilämmle – ein Stillkissen, gefüllt mit Steinschafwolle.