"Das kann ich noch ewig machen"

Mountainbikerin Elisabeth Brandau aus Schönaich blickt trotz verpasster Olympia-Teilnahme nach vorne

von Saskia Drechsel

Das Radfahren gehört so selbstverständlich zu ihrem Leben, wie ihre Familie, oder die Luft zum Atmen. Elisabeth Brandau ist Mountainbikerin durch und durch. Die Erfolgsliste der 30-jährigen Schönaicherin ist lang, die Liste ihrer täglichen Aufgaben aber auch. Schließlich trainiert Brandauer nicht nur fast täglich sondern ist seit einem guten Jahr Mutter, führt ihr Rennteam das Radon-EBE-Racing Team an und jobbt nebenher im Familienbetrieb ihrer Eltern.

Abenteuer Alpen hat mit der Sportlerin über ihre Begeisterung zum Mountainbiken, das Olympia-Aus und ihre liebsten Bike-Strecken rund um Schönaich gesprochen.

Sie haben ein spannendes Jahr hinter sich. Die Geburt Ihres Sohnes und nur wenige Wochen später wieder die ersten Rennen. Wie haben Sie Familie und Sport unter einen Hut bekommen?

Elisabeth Brandau: "Es ist tatsächlich etwas viel gewesen. Zuerst einmal war ich gefühlt nie so richtig schwanger. In Absprache mit meinem Arzt habe ich bis zum Schluss trainiert. Im März kam dann mein Sohn zur Welt, zehn Tage später saß ich wieder auf dem Rad. Am Anfang hat der Kleine viel geschlafen und ich konnte auf der Rolle trainieren. Ich habe dann 2015 eine richtige Saison gemacht, aber natürlich hatte ich trotzdem einen Trainingsrückstand. Ich habe zehn Monate gestillt und auch die Hormone voll gespürt. Im Sprint konnte ich zum Beispiel lange nicht richtig Gas geben."

Erfolge gab es trotzdem zu feiern...

Elisabeth Brandau: "Ja, im letzten Jahr ging es dann stetig aufwärts mit den Crossrennen im Winter. Ich habe sie als Trainingsrennen genommen. Durch die viele Wettkampfpraxis bin ich dann auch in diesem Frühjahr gut eingestiegen und habe in den Rennen auf mich aufmerksam gemacht. Ich bin wieder in das Doping-Kontrollsystem der Nationalmannschaft hineingekommen und habe mich in der Bundesliga für die EM qualifiziert."

Auch die Qualifikation für die olympischen Spiele haben Sie geschafft, nun fahren aber andere nach Rio de Janeiro. Schmerzt das?

Elisabeth Brandau: "Natürlich! Die Spiele waren das große Ziel, jeder Sportler trainiert um dort hinzukommen. Aber ich hatte einfach die schlechtesten Karten. Im stark besetzten Weltcup-Rennen in Albstadt habe ich die A-Norm geschafft. Ich wurde Siebte und bin damit, wie gefordert unter die Top 8 gekommen. Das war ein riesen Erfolg. In der Olympiamannschaft war Sabine Spitz gesetzt, mit Helen Grobert haben sie dann eine jüngere Fahrerin mitgenommen. Wenn man aber die physikalische Leistungsfähigkeit angeschaut hätte, wäre ich stärker gewesen."

Wie geht es nun weiter?

Elisabeth Brandau: "Am dritten Juli stehen die Weltmeisterschaften im Cross-Country an, auf die Marathon-Weltmeisterschaften werde ich wohl verzichten. Die deutschen Meisterschaften im Cross werde ich auch fahren. Danach soll ich mich bis zum Olympia-Rennen fit halten, ich bin schließlich die deutsche Ersatzfahrerin. Für das nächste Jahr hängt alles von der Unterstützung ab, die ich von Sponsoren und dem Nationalkader bekomme, ansonsten ist mein Niveau nicht zu halten. Altersmäßig habe ich aber kaum eine Beschränkung."

Wie lang kann man denn als Mountainbikerin auf einem guten Niveau fahren?

Elisabath Brandau: "Das kann ich quasi noch ewig machen. Man sieht es ja an Sabine Spitz mit ihren fünfundvierzig Jahren. Sie kennt ihren Körper gut, die große Erfahrung ist ihr Vorteil. Ich kann also theoretisch noch drei Olympiaden anpacken. Mountainbikerin werde ich auf jeden Fall bleiben."

Was reizt Sie an Ihrem Sport?

Elisabeth Brandau: "Am Besten fand ich schon immer, dass man draußen in der Natur ist und in einem großen Umkreis schnell irgendwo hin kommt. Das ist einfach eine große Freiheit. Gerade auf dem Mountainbike ist auch einfach viel Abwechslung drin. Man muss sich auf jeder Strecke neu anpassen, die Fahrtechnik ist wichtig und man muss mit dem Kopf voll da sein. Ich liebe vor allem Strecken, die einen Flow haben."

Welche Mountainbike-Strecken in der Region können Sie unseren Lesern empfehlen?

Elisabeth Brandau: "Längere Grundlagentouren fahre ich zum Beispiel gerne im Naturpark Schönbuch. Leider gibt es bei uns in Baden-Württemberg die Zwei-Meter-Regel. Die meisten Wanderer laufen aber sowieso nicht auf den schmalen Wegen und für mich sind anspruchsvolle Strecken enorm wichtig. Mein Trainingsberg ist in Waldenbuch. Den Weg zum Funkturm fahre ich jedem Wetter immer wieder hoch und runter. Mit dem Rennrad durchs Nagoldtal geht auch immer. Ich trainiere zwischen zehn und zwanzig Stunden pro Woche auf verschiedenen Rädern, da kommen viele Kilometer zusammen."

Bild: Reichert