"Das Bein gestreckt, den Arm gebeugt und aktiv in die Kurve gehen". So oder ähnlich beginnt zumindest für die weniger versierten Mountainbiker ein Urlaub in Gais im Tauferer Ahrntal. Die Anweisungen kommen von Bikeguide Bruno Lechner, der jeden Trail in der Region aus dem Effeff kennt.
Mountainbiken liegt voll im Trend - und die Disziplin ist unheimlich vielfältig. Die einen wollen möglichst viele Höhenmeter oder besonders knifflige Trails bergab bewältigen und wieder andere auf gemäßigten Strecken einfach die Natur genießen. Die Region Kronplatz im Nordosten Südtirols, sonst vor allem Wintersportlern ein Begriff, bietet für alle das Richtige. Von wunderbar schattigen Waldwegen und -Pfaden an heißen Sommertagen über sonnige Wiesen bis hin zu steilen Rampen und anspruchsvollen Trails und Downhill-Stecken, die am Kronplatz selbst auch ohne schweißtreibende Anstiege mit der Seilbahn erreicht werden können.
Die Dolomiten im Süden, die Zillertaler Alpen im Norden und die Rieserfernergruppe im Osten ist die Kulisse jedenfalls für alle Radler einmalig. Mindestens genauso wichtig: Hütten und Gartenwirtschaften mit typischen Südtiroler Leckerbissen, klare Seen und Trinkwasserbrunnen säumen die Strecken. Einen großen Wasservorrat muss hier keiner den Berg hochschleppen.
Mittendrin in dieser Landschaft liegt das Hotel Innerhofer in Gais. Es ist Mitglied des Verbundes Bikehotels Südtirol, dem insgesamt 39 Unterkünfte angehören, und gilt als eine Art Pionier auf diesem Gebiet. Agnes Innerhofer (Bild: Müller), die das Hotel gemeinsam mit Zwillingsschwester Edith betreibt, ist selbst Mountainbikerin aus Leidenschaft und führt die Gäste mit Begeisterung durch ihre Heimat. "Man muss diesen Sport selbst lieben, sonst funktioniert es nicht", sagt die Hotelchefin. Dass die Innerhofers wissen, was Radfahrer brauchen sieht man spätestens beim Blick in die Fahrradgarage. Von der Waschanlage über das passende Schmiermittel bis zum Profi-Werkzeug gibt es hier alles, was das Herz des Mountainbikers begehrt.
Touren bis ins Hochgebirge
Allerdings, wer sich tagsüber im Sattel so richtig ausgetobt hat, der hängt sein Rad höchstwahrscheinlich ungewaschen an den Haken und widmet sich auf der Terrasse dem verdienten Kaltgetränk inklusive Südtiroler Nachmittagsjause, die für die erschöpften Sportler täglich bereitsteht - und austoben kann man sich hier allemal. "Die Region bietet den Bikern alles", sagt Bruno Lechner, "von der gemütlichen Runde ums Hotel zum Üben und Einfahren auf einfachen Waldtrails bis hin zu Touren mit 3000 Höhenmetern und mehr ins vergletscherte Hochgebirge."
So unterschiedlich wie die Möglichkeiten, so unterschiedlich sind auch die Gäste. Vom Einsteiger bis zum erfahrenen Downhill-Biker ist alles vertreten. Wie auch immer die Interessen liegen, beim Mittagessen trifft man sich im Rahmen der geführten Touren in aller Regel wieder. Je nach Können der Teilnehmer gibt es beim Guiding zwei bis drei verschiedene Gruppen "So hat jeder seinen Spaß auf dem Rad und sieht am Mittag den Partner oder die Freunde wieder", sagt Agnes Innerhofer.
Bei Pasta, Spinatknödeln oder Vesperbrett können dann auch gleich die Heldentaten des Vormittags ausgetauscht werden. Rutschige Trails mit Wurzeln, halb zugewachsene Pfade, ein spektakulärer Salto zum Glück ohne ernsthafte Folgen das Sportgelände neben dem Golfplatz, das dem Fußball-Team von Inter Mailand in der Vorbereitung als Trainingsplatz dient, oder die seltene Säulenfichte beim Issinger Weiher reichlich Gesprächsstoff.
Sprung ins kalte Wasser
Dazu hat Bikeguide Bruno Lechner noch eine schöne Anekdote einer Teilnehmerin aus der Vorsaison parat: "Auf dem Trail hier nebenan kommt man bergauf an einem Teich vorbei und der Weg ist recht schmal. Ich warne die Teilnehmer immer unten, dass sie etwas Abstand zum Wasser halten sollten. Diese eine Bikerin hat das offensichtlich so irritiert, dass sie vor lauter Aufregung direkt in den Teich gefahren ist. Zum Glück war es ein heißer Tag und sie hat von allen Teilnehmern am lautesten gelacht."
Besser jedenfalls man hört auf die Tipps des Experten, der jede Kompression, jede hohe Stufe und enge Kehren im Vorfeld ankündigt. So lässt es sich wunderbar entspannt auf den Trails im Pustertal surfen. Wer weniger auf Touren in der Gruppe steht, der kann selbstverständlich auch einen Privatguide buchen oder auf eigene Faust loslegen. Zum Beispiel mithilfe der GPS-Routen, die im Hotel zur Verfügung gestellt werden. Auch hier ist in jedem Schwierigkeitsbereich etwas dabei.
"Als wir uns vor 15 Jahren entschieden haben ein Bikehotel zu werden, war es ein echtes Wagnis und die ersten Jahre waren alles andere als einfach", sagt Edith Innerhofer, "heute wissen wir, dass die Entscheidung die richtige war." Als Mountainbiker ist man in Gais jedenfalls genau an der richtigen Adresse.