Die schönsten Trails der Ladiner

Alta Badia bietet Mountainbike-Genuss inmitten des UNESCO-Weltnaturerbes Dolomiten

von Martin Budweiser

Biken unter den Felswänden der Dolomiten, steinige Trails, atemberaubende Panoramen und die Gastfreundschaft der Ladiner – gute Argumente, die mich in die Mountain-
bike-Region Alta Badia locken. Bei Bruneck verlasse ich das Pustertal, fahre Richtung Süden ins Gadertal und dringe immer weiter in das UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten vor. In der Ortschaft Zwischenwasser öffnet sich das obere Gadertal. Jetzt noch ein Stück den Berg hinauf und ich habe meinen Urlaubsort Wengen (La Val) erreicht. Im „Mountain Bike Holidays“ Hotel Pider begrüßt mich Hotelchef Markus Rubatscher, ein Vollblut-Biker, den ich vor vielen Jahren im Rahmen der Ausbildung zum Mountainbike-Guide kennengelernt habe.

Freeride vom Piz de Plaies

Er hat eine Menge Erfahrung und kennt die schönsten Ecken seiner Heimat. Beste Voraussetzungen für Touren voller Abenteuer und Fahrspaß. Die „Ritrunde“, eine Tour mit knapp 30 Kilometern und 1230 Höhenmetern, steht auf dem Programm. Sechs Personen haben sich zu der Runde angemeldet, von der Markus sagt, dass sie zu den schönsten der Region gehört. Einem kurzen Anstieg und der Abfahrt ins Gadertal folgt die Auffahrt zum Gipfel der Ritspitze. Zügig klettern wir die 500 Höhenmeter bis zur Bergstation des Piz de Plaies hinauf.
„Wer hat Lust auf eine Freeride-Strecke?“ fragt unser Guide – was für eine Frage. Natürlich haben wir alle Lust darauf. Der 2015 eröffnete „Piz de Plaies Trail“ windet sich über perfekt angelegte Kurven hinunter Richtung St. Vigil. Die knapp drei Kilometer lange Strecke bietet Fahrspaß ohne Ende. Das breite Grinsen in den Gesichtern weicht erst auf den letzten Metern zur Ritspitze dem verbissenen Blick, den es braucht, um die steile Rampe zu meistern. Belohnt werden wir von einem Panorama, welches seinesgleichen sucht. Die Dolomiten in ganzer Pracht, von der Fanes-Senes-Gruppe über die Marmolada, bis zum Sella Stock. Die Strapazen des Aufstiegs sind vergessen, begleitet von herrlichen Ausblicken geht es über naturbelassene Singletrails talwärts. Markus Rubatscher hält Tipps und Tricks für seine Gäste bereit, die das Fahrvergnügen erhöhen und aus jeder Tour ein unvergessliches Erlebnis machen. Unser Begleiter hat nicht zu viel versprochen, voller Vorfreude erwarten wir seine Vorschläge für die morgige Tour.
Der Hotelier hat uns von der „Heilig Kreuz Runde“ überzeugt, die, wie er meint, die Schönheit der gestrigen Runde noch übertreffen würde. Markus schafft es, dank seiner Erfahrung als Touren-Guide, ein Tempo zu wählen, das niemanden überfordert und uns dennoch zügig vorankommen lässt. Nach gut zwei Stunden Staunen erreichen wir an der Heilig-Kreuz-Kapelle den Höhepunkt der Tour. Hinter der kleinen Kirche ragt die mächtige Westwand des Heiligkreuzkofels 900 Meter über uns in den Himmel. Die Aussicht ist noch beeindruckender als gestern. Noch näher sind wir an den höchsten und schönsten Dolomitengipfeln dran, noch deutlicher spüren wir die Kraft und Energie, die von dieser Bergwelt ausgeht. Ob es tatsächlich diese Energie ist, die den anspruchsvollen Trail nach St. Kassian zum Hochgenuss werden lässt, oder eine solide Fahrtechnik? Eigentlich ist es egal – die Mountainbike-Region Alta Badia hat so viel Schönheit und Ursprünglichkeit zu bieten, dass jede Tour, ob zu Fuß oder mit dem Rad, zu einem Naturerlebnis der Extraklasse wird. Die kulinarischen Genüsse und die tief verwurzelte Lebensart der Ladiner tragen ihren Teil dazu bei, dass sich Urlauber hier in den Dolomiten so wohl fühlen.