"Ein unglaubliches Glücksgefühl"

von Tim Schweiker

Nur Fliegen ist schöner: Michael Köninger, Ausbildungsleiter der Stuttgarter Gleitschirm-Schule Luftikus, würde das sofort unterschreiben. Gleitschirm-Fliegen ist seine große Leidenschaft. Gleitschirm- Piloten auszubilden ist sein Beruf. Und da steht die Sicherheit ganz oben: „Wer bei uns ausgebildet wird, der ist fit.“

Gleitschirmflieger Schlagzeilen. Außer, es geistert mal wieder ein Absturz durch die Medien. „Dabei ist unsere Sportart eine der sichersten überhaupt. Die Technik hat sich enorm entwickelt. Es gibt 35 000 aktive Gleitschirmflieger in Deutschland und Unfälle sind äußerst selten“, sagt Michael Köninger, 33, Ausbildungsleiter der FlugschuleLuftikus in Stuttgart-Hofen.

Unfälle seien fast immer darauf zurückzuführen, dass jemand trotz unsicherer Wetterlage geflogen ist: „Es gehört auch Demut zu unserem Sport. Wir sind vom Wetter abhängig, da muss man auch einmal Nein sagen können.“ Auch das gehört für Michael Köninger zu einer fundierten Ausbildung eines Gleitschirm-Piloten. Und für ihre Ausbildung wird Luftikus regelmäßig vom Deutschen Gleitschirmverband ausgezeichnet als eine der drei besten Gleitschirmschulen in Deutschland. „Unser Ziel ist die Ausbildung autonomer Piloten, die eigenverantwortlich handeln können.“

Eine Philosophie, die man bei Luftikus von Anfang an verfolgt. Dabei stand am Anfang schlicht ein Zufall. Zu Beginn der siebziger Jahre war es, als Michaels Vater Eugen Köninger bei einem Ausflug auf der Alb einen Drachenflieger beobachte, ihn ansprach und kurze Zeit später seinen ersten eigenen Bausatz-Drachen baute. Aus den ersten Flug-Erfahrungen wurde mehr: 1974 gründete Eugen Köninger die Flugschule Luftikus und als in den achtziger Jahren die ersten Gleitschirme am Himmel zu sehen waren, war Eugen Köninger mit von der Partie. Anfangs belächelt, profitierte er vom Gleitschirm-Boom der neunziger Jahre.

Das kleine Packmaß der Gleitschirme macht die Sportart auch für Alpinisten attraktiv. „Statt abzusteigen kann man vom Berg runterfliegen – das hat nicht nur meinen Vater gereizt“, sagt Michael Köninger, der im Alter von 15 Jahren zum Gleitschirmfliegen kam: „Nach meinem ersten Flug war ich angefixt.“ Der Beginn eins Wegs, der Michael Köninger bis in den Weltcup führte.

Eines von Michael Köningers Gleitschirm-Idolen war Achim Joos, mehrfacher deutscher Meister und 2003 Gesamt-Weltcup-Sieger. Die beiden sind seit Jahren eng befreundet und seit 2010 auch Geschäftspartner in der Flugschule Freiraum in Ruhpolding. „Der Schwerpunkt dort ist die Verbindung von Alpinismus und Fliegen.“ Eine Kombination, die heute mit Schirmen, die gerade einmal drei Kilogramm wiegen, attraktiver ist, denn je.

Das dritte Standbein der Luftikus-Familie steht seit 2015 auf der Alpensüdseite, im kärntnerischen Greifenburg. Zum Flieger zentrum gehören ein Fachhandel und ein Testcenter für Topmarken wie Advance oder Skywalk. „Greifenburg ist sicher eines der besten Gebiete um die ersten Thermik- und Streckenflüge zu absolvieren, aber auch um auf Rekordjagd zu gehen. An kaum einem anderen Platz wird eine vergleichbare Infrastruktur geboten“, sagt Michael Köninger.

So kann die Luftikus-Familie mit ihrem Team aus insgesamt 16 Fluglehrern ihren Schülern die ganze Palette anbieten: Erste Flugversuche auf der Schwäbischen Alb, Höhenflugtraining und Streckenflüge je nach Wetterlage auf der Nord- oder Südseite der Alpen. Die persönlichen Schwerpunkte haben sich für Michael Köninger seit der Geburt seiner Tochter Charlotte vor einem halben Jahr verändert. Gleich geblieben ist die Faszination Gleitschirmfliegen: „Es ist Freiheit. Und ein unbeschreibliches Glücksgefühl.“