Die Vorstellung von einer einsamen alpinen Winterlandschaft mit Spuren im frischen Schnee ist verlockend, ebenso wie die Aussicht auf einsame Tiefschneehänge. Immer mehr Skifahrer spielen mit dem Gedanken die Pisten hinter sich zu lassen und auf Skitour zu gehen. Doch für wen sind die Touren überhaupt etwas, und was gehört zur absoluten Grundausrüstung? Der staatlich geprüfte Bergführer Wolfgang Huhn gibt Antworten.
Huhn ist geschäftsführender Gesellschafter der Alpinsportschule Bergfühlung mit Sitz in Calw und Tübingen.
Der staatlich geprüfte Berg- und Skiführer und Diplom-Sportpädagoge ist selbst begeisterter Tourengeher und inner- wie außerhalb der Alpen auf Ski unterwegs. Die Abenteuer Alpen-Redaktion sprach vor dem Saisonstart mit dem 48-Jährigen.
Für wen sind Skitouren geeignet?
Wolfgang Huhn: "Grundsätzlich für alle Naturliebhaber. Auf jeden Fall für alle, die gern wandern und ein solides skifahrerisches Grundkönnen und eine zumindest normale bis gute Fitness mitbringen. Gerade bei schwereren Schneeverhältnissen ist auch etwas Kraft von Vorteil. Touren sind natürlich auch für ambitionierte Ausdauersportler und solche interessant, die hohe Gipfel und fordernde Abfahrten reizen."
Was sollte man bei der ersten Tour beachten?
Wolfgang Huhn: "Man sollte auf gar keinen Fall einfach auf eigene Faust losgehen, sondern beim Alpenverein oder einer Bergschule einen Einsteigerkurs buchen. Das hat gleich mehrere Vorteile. Hier werden einem die Grundkenntnisse im Umgang mit der Ausrüstung beigebracht und zwar sowohl mit der eigentlichen Skiausrüstung wie auch mit der Notfallausrüstung. Zudem kann man sich das nötige Equipment hier leihen."
Was gehört zur absoluten Grundausstattung eines Tourengehers?
Wolfgang Huhn: "Man braucht natürlich Ski mit einer aufstiegstauglichen Bindung, bei der sich die der Fersenbereich entriegeln lässt, und Steigfelle. Außerdem gehört zur absoluten Grundausstattung ein Lawinen-Verschütteteten-Suchgerät (LVS), eine Lawinensonde und eine Lawinenschaufel. Ohne dieses Sicherheits-Equipment sollte man sich nie im freien Skiraum bewegen."
Benötigt man spezielle Tourenschuhe?
Wolfgang Huhn: "Am Anfang kann man auch problemlos seine Pistenstiefel verwenden. Wenn man Gefallen am Tourengehen gefunden hat und längere Unternehmungen plant, sollte man sich spezielle Tourenstiefel zulegen. Sie sind leichter, verfügen über einen Geh- und einen Abfahrtsmodus, sowie über eine Profilsohle."
Was halten Sie von Airbag-Rucksäcken?
Wolfgang Huhn: "Sie sind auf jeden Fall eine sinnvolle Ergänzung der Sicherheitsausstattung und reduzieren das Restrisiko. Sie verhindern im Idealfall eine tiefe Verschüttung bei einem Lawineneabgang und können so die Überlebenschancen deutlich erhöhen. Die Systeme sind inzwischen sehr ausgefeilt. Für alle die regelmäßig außerhalb der gesicherten Pisten unterwegs sind, ist so ein Rucksack in jedem Fall zu empfehlen."
Eignen sich Skitouren auch für Kinder?
Wolfgang Huhn: "Prinzipiell ja, allerdings bekommt man für Kinder kaum Ausrüstung. Es gibt zum Beispiel keine Tourenbindungen für Kinderfüße. Man kann sich aber mit einem Einsatz für die normale Alpinbindung behelfen. Wenn man mit Kindern auf Tour geht, sollte man aber in jedem Fall darauf achten, dass die Route nicht zu lang und nicht gefährlich ist. Außerdem sollten zwischendurch immer Abfahrten eingebaut werden, damit es nicht langweilig wird."
Wie sieht eine perfekte Einsteiger-Skitour aus?
Wolfgang Huhn: "Eine schöne Schnuppertour sollte zwischen 600 und 900 Höhenmeter haben und nicht allzu steil sein. Grundsätzlich gilt: je flacher, desto risikoloser. Als Gebiete eignen sich beispielsweise das Allgäu oder die Münchener Hausberge."
Gibt es absolute Sicherheit bei einer Skitour?
Wolfgang Huhn: "Absolute Sicherheit gibt es nicht. Ein Restrisiko bleibt. Durch die richtige Ausrüstung, Erfahrung und Wissen, das man sich in Kursen und mithilfe von erfahrenen Alpinisten aneignen kann, lässt es sich aber minimieren."